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Innovation braucht Musterwechsel

Warum Irritation für unsere Weiterentwicklung wichtig ist

Von Ekkehart Padberg

Als Dick Fosbury bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko im Hochsprung eine bis dato völlig unbekannte Sprungtechnik anwandte, hielten ihn viele für einen Spinner. Statt in der üblichen Vorwärtsbewegung  übersprang er die Messlatte rückwärts, stellte mit 2,24 m einen neuen Weltrekord auf und gewann die Goldmedaille. Der seitdem nach ihm benannte Fosybury-Flop ist ein Paradebeispiel dafür, wie ein Musterwechsel zu neuen Höchstleistungen bis zum Olympiasieg führen kann.[1][2]

Fosbury’s Beispiel veranschaulicht sinnbildlich, dass bestehende Muster irgendwann an ihre Leistungsgrenze stoßen.

Innerhalb etablierter Systeme, Märkte oder Unternehmen sind häufig nur noch minimale Funktionsoptimierungen möglich. Denn irgendwann stösst jedes Muster an seine Grenzen. Leistungssteigerungen, mehr Wachstum und neue Rekorde sind dann nur über einen Musterwechsel möglich. 

Bezogen auf unsere ökonomische Entwicklung gilt das im gleichen Maße: Durch die fortschreitende Globalisierung mit ihren zunehmenden internationalen Verflechtungen, hat sich die Weltwirtschaft zu einem hochdynamischen, nicht-linearen System entwickelt, von dem niemand weiß, wohin es sich weiterentwickeln wird. Nichts ist heute so sicher wie der Wandel und das zukünftige Navigieren in völlig unbekannten Gewässern. Hierfür ist die Corona-Krise das beste Beispiel. Gleichzeitig gibt es ein großes Beharrungsvermögen, an bekannten Mustern festzuhalten.

Warum tun wir das so gerne? Ganz einfach: Weil uns unsere Muster im privaten wie im unternehmerischen Kontext das Gefühl von Sicherheit und Stabilität geben. Veränderungen lösen bei den meisten Menschen eher Verunsicherung als Begeisterung aus, weil sie immer Gefahr laufen, bisher Erreichtes einzubüßen oder bewährte Strukturen gegen neue, unbekannte Methoden mit ungewissem Erfolg eintauschen zu müssen. Doch ist Instabilität wirklich etwas Bedrohliches oder ist sie vielmehr die notwendige Bedingung für einen persönlichen und unternehmerischen Musterwechsel?

"Irritation ist unser bester Freund"

Wandel und Innovation lassen sich nicht verordnen und schon gar nicht über Mechanismen der Angst implementieren. Auch wenn dies von zahlreichen Politikern und Unternehmensberatern als Werkzeug genutzt wird, um die eignen Interessen zu befördern und mit dieser Angst Geschäfte zu machen. Angst zementiert Muster und führt zu Vermeidungsstrategien, die auf ein geringst mögliches Risiko gerichtet sind.

Die aktive Gestaltung der Zukunft beginnt mit einem konkreten Zielbild. Nicht umsonst kommt der Begriff Vision vom lateinischen „visio“. Erst wenn wir uns vorstellen können, dass etwas Neues attraktiver ist als das, was wir bereits kennen, gibt es überhaupt einen Grund, in diese Richtung zu schauen. Christoph Kolumbus, der sich 1492 in völlig unbekannte Gewässer aufmachte, um unbekanntes Land zu entdecken, gelang es, Financiers und Mannschaft zu gewinnen.

Er vermittelte ihnen eine plastische Vorstellung seiner Vision und begeisterte sie für die Idee eines westlichen Seewegs nach Indien sowie die damit verbundenen Reichtümer. So gesehen aktiviert das Ziel auch das Belohnungssystem unseres Gehirns, denn wenn uns die Veränderung keinen Nutzen verspricht, belassen wir lieber alles beim alten.

Die Mischung aus Irritation, Neugier und Begeisterung ist deshalb eine der stärksten „Antreiber“, um sich überhaupt mit unbekannten Dingen zu beschäftigen. Irritation signalisiert uns, dass wir an die Grenzen unserer bestehenden Muster gelangt sind. Solange es uns gelingt, mit unseren vorhandenen Mustern Lösungen zu finden, die haltbar sind, reicht uns dies in den meisten Fällen als Erklärung aus.

Sind wir bereit, die Irritationen gezielt anzuschauen und als ersten wichtigen Impuls zu nutzen, um neue Wege und Ziele zu finden, besteht die Chance, wirklich Neuland zu betreten. Für Unternehmen bedeutet dies häufig wettbewerbsfreie Zonen zu erreichen, statt im Preiskampf zu sein. Für Menschen bedeutet dies, neue Ziele zu finden sowie Gelassenheit und Symmetrie anstelle von Stress zu erfahren.

„Die Methoden des Neuro-Linguistischen Programmierens bieten zahlreiche kunstvolle Wege, um neue Muster und Visionen zu finden und Veränderungsprozesse zu gestalten[3]. Da alle Veränderungsprozesse nur dann gelingen, wenn die beteiligten Menschen diesen Prozess tragen, ist es von grundlegender Bedeutung, dass sie diese neuen Ideen in ihrem mentalen Raum abbilden können. Mit den Methoden aus der Neurobiologie und der sogenannten Mental Space Psychology gelingt es, diese mentale Öffnung sowie ungewöhnlich innovative Lösungen zu erzielen“, hebt Ekkehart Padberg, Geschäftsführer der Padberg-Beratung, hervor.

Letztendlich gehe es für Unternehmen um die Frage: „Wer wollen wir als Unternehmen im Markt sein?“ Bei persönlicher Veränderung lautet sie: „Wer will ich sein?“ Gemeinsam ist beiden Fragestellungen der Fokus darauf, was mich als Einzelperson oder eine Firma von diesem Ziel abhält. 

Die unternehmerischen und persönlichen Kernkompetenzen nutzen, um Neuland zu entdecken und zu gestalten

Unsere Erfahrung aus über 20 Jahren Beratung, Coaching und Training zeigt, dass es bei der unternehmerischen oder privaten Veränderungsarbeit nicht darum geht, das Unternehmen ganz neu zu erfinden oder persönlich jemand anderes zu werden. Vielmehr geht es darum, die vorhandenen Kernkompetenzen anzupassen oder zu erweitern, um für die Anforderungen der Zukunft gut gewappnet zu sein. Gleichzeitig gilt es, Hemmnisse aus der Vergangenheit aufzuklären und in hilfreiche Muster zu transformieren.

„Sicher ist, dass unabhängig von unserer Bereitschaft, der Zukunft aktiv zu begegnen, diese geschehen wird. Und auch wenn wir nicht handeln, hat dies Konsequenzen. Daher lautet die Frage nicht, ob wir bereit sind, mit der Zukunft umzugehen, sondern wie wir diese prägen wollen“, betont Ekkehart Padberg.

[1] Kruse, Peter, Prof. Dr., next practice, Erfolgreiches Management von Instabilität, Veränderung durch Vernetzung, Offenbach, 8. Auflage, 2014. Vgl. zum Fosbury-Flop S. 21 f. 

[2]  https://de.wikipedia.org/wiki/Dick_Fosbury

[3)]Padberg, Ekkehart, Management by Excellence, Gabler-Verlag, Wiesbaden, 2010.

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